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Montag, 5. Oktober 2015

Der Platz - Kurzgeschichte

Der Regen prasselte unaufhörlich auf den warmen Asphalt. Die Läden, welche die Straße säumten, fingen an die Ware herein zu holen und die Menschen in den Wohnhäusern schlossen die Türen. Ihr Tag endete. Meiner begann.
Langsam bewegte ich mich durch die langsam dunkler werdende Stadt, in Richtung Platz. Zu unserem Platz. Bei Tag gehörte er den Kindern die in den Brunnen plantschten, den gehetzten Arbeitstieren die in Eile über das Kopfsteinpflaster liefen, den tratschenden Müttern die ihre Kinder im Gewirr des Wochenmarktes aus den Augen verlieren.
Doch bei Nacht… Ja, bei Nacht gehört der Platz nur uns. Nur uns.
Der wurde leichter, die Luft kälter. Die Straßenlaternen gingen an und erhellten die Dunkelheit mit ihrem elektrischen Licht. Als ich den Platz erreichte konnte ich, in dem schalen Licht der Laternen und dem Schein der Lichter aus den umliegenden Restaurants, die schattenhaften Silhouetten der anderen erkennen. Alle Anderen waren schon da. Ich war zu spät, wie so oft. Im Näherkommen hörte ich die im Flüsterton geführten Gespräche. Es ging um Liebe, Hass um alles Schlechte dieser Welt. Das übliche also.
Wir hatten nicht viele Regeln in der Gruppe, eigentlich nur eine: Keine Namen. Wir kannten uns untereinander gut und doch würde ich keinen der Anderen erkennen wenn ich sie im echten Leben treffen würde. Doch das war egal. Mir war es egal. Ihnen war es egal. Wir trafen uns, um die Einsamkeit unseres öden Alltags zu vergessen. Wir trafen uns, um Meinungen um Meinungen auszutauschen. Wir waren nie die gleichen, doch niemals verstellt.

Wir blieben bis die Restaurants schlossen, bis das Licht zu wenig wurde, bis wir uns nichts mehr zu sagen hatten. Ich ging zuletzt, zurück über die nassen Straßen. Das Licht der Laternen spiegelte sich auf dem Asphalt.

Es regnete wieder.







Die oben stehende Geschichte entstand in einer der letzten Kunststunden, welche ich in meiner Schulzeit hatte. Die Aufgabe bestand, darin eine Geschichte zu Giacomettis "Der Platz" zu schreiben. Für alle, die das Bild nicht kennen,
das war die Inspiration ---> 
Danke fürs Lesen 
                                                                                    Die Seite von der ich das Bild 
                                                                                      entnommen habe 


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