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Montag, 10. April 2017

Sammelsurium I - Kurzgeschichten

Die folgenden Passagen sind im Laufe der letzten paar Jahre (seit ca. 2012) entstanden. Zumeist während Bahnfahrten. Sie sind alle in sich abgeschlossen, auch wenn einige für mich den Anfang von größeren Geschichten darstellen, die ich jedoch nie schreiben werde. Welche gefällt euch am besten? und was haltet ihr von meinen kleinen Ausflügen in das Gebiet der Lyrik? Nun viel Spaß beim lesen meiner Wortspiele.



Nordsee
Das Geplätscher des Regens auf der Markise.
Die warmen Kissen des Strandkorbes am Rücken.
Eine Tasse duftenden Ostfriesentee mit Klunties auf dem Tisch vor mir.
Ich fühle mich geborgen und Zuhause.
Mein Blick schweift von meinem Buch ab und trifft auf dass wunderbare unendlich blaue Meer.
Nordsee


Der Preis der Freiheit
Die Luft war dünn so hoch oben.
Ihr war ein wenig schwindelig doch sie ignorierte es hartnäckig.
Sie sollte glücklich sein, Ihr länger Traum von Freiheit war endlich wahr geworden. Doch es hatte so viel gekostet, so viel verloren. Menschen , Bekannte , Freunde und Geliebte...
Verloren.
Ihre Hände krampften sich um die Reling der "Isabella".
Dem Luftschiff was sie weg bringen sollte fort aus Limes in eine ungewisse Zukunft.
Eine Windböe liess die Isabella leicht schwanken.
Sie schaute Gen Osten ,in die Dunkelheit. Ihre Dunkelheit, ihre Vergangenheit die für so viele Schicksale das Ende bedeutete.
Eine Träne rollte aus ihren Lila farbenen Augen herab und fiel auf die Reling. Es war eine von tausenden die sie in der letzten zeit verloren hatte.


Nummer 13
„Ich glaube du schätzt die Situation falsch ein.“ sagte sie in bissigem Tonfall.
„Ach wirklich Süße ?“ er wirkte belustigt.
Innerhalb einer Sekunde hatte sie den gesamten Saal durchquert. Er erschrak als er ihr schönes, grausames Gesicht direkt vor dem seinen erschien.
Ihre Augen waren schwarz und ohne Glanz. Alles was er sehen konnte war ihr Gesicht, umrahmt von feuerroten Locken. Mit ihren schwarz lackierten Fingernägeln fasste sie ihn an seinem Kinn und ließ ihre Hand, Finger um Finger, zu seiner Kehle gleiten.
Es wirkte nicht bedrohlich auf ihn, eher so als würde sie ihn liebkosen. Normalerweise würde ihm so etwas gefallen aber irgendwo in seinem Kopf schrillten die Alarmglocken, auch wenn er sich das nicht wirklich eingestehen wollte.
„Ich bin nicht nur ein Mädchen,… eine süße Maus...“ flüsterte sie in sein Ohr. Ihre stimme klang hohl und grausam. Ruckartig schloss sich ihre Hand um seine Kehle, sie drückte zu.
Ihm blieb die Luft weg. Er konnte nichts tun außer seine Augen vor Schreck weit aufzureißen.
„… ich bin dein Tod...“ flüsterte sie, er meinte Genugtuung aus ihrer kalten Stimme heraushören zu können.
Langsam lockerte sie den Griff um seine Kehle. Panisch schnappte er nach Luft und begann an der Wand hinab zu gleiten. Als er auf dem Boden saß schaute er zu ihr nach oben. Ihre Augen waren wieder blau, ihr Blick war unverwandt auf ihn gerichtet.
Langsam verzog sich ihr Mund zu einem Lächeln.
„… also hab gefälligst etwas Respekt ! “
Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ den Saal. An der Tür drehte sie sich noch einmal um:
„Was ist los? Hat dir jemand Angst gemacht ?“ fragte sie lachend und verschwand endgültig durch die große Tür.
„Hilfe...“ sprach er, es war kaum mehr als ein Flüstern auf dem Totenbett.


Tausend neue Sterne (31.12.12)
Der Schwefelgeruch. Das Knallen der Raketen. Die bunten Funken, die in alle Richtungen versprengt werden. Der Rauch, der in der kalten Winterluft bestehen bleibt und die unglaublichsten Formen annimmt.
 Rot, gold- vereinzelt grün und blau.
Die Feuerwerkskörper knallen überall um mich herum, ich habe keine Angst. Schon lange nicht mehr. Im Gegenteil, es ist wunderschön zu sehen wie sie am Himmel glitzern.
Tausend neue, bunte Sterne.
Sie begrüßen das neue Jahr und verjagen die Dämonen des alten.
Feuer wird mit Feuer bekämpft.
Langsam wird das Spektakel weniger, die vereinzelten Nachzügler spiegeln sich in den Gläsern meiner Brille und in der Träne die meine Wange herunter läuft.
Ich weine um das vergangene Jahr.
Das vergeudete Jahr.
Das Jahr in dem ich 16 war.
Ich bin jetzt 17, werde 18.
Jung, ja.
Aber nicht für immer. Die Zeit läuft immer weiter  und weiter, dass ist mir heute unter den wachsamen Blicken des Funkenregens klar geworden.
Doch es geht weiter. Ein Buch wurde beendet ein neues wird aufgeschlagen. 356 weiße Seiten die ich nach meinem Willen gestalten kann.
Die Erste und die Letzte werden sich ähneln. Sie werden erzählen von goldenen Drachen und roten Dämonen die den Himmel mit tausend neuen Sternen füllten.
Für eine magische Nacht.


Angst
Jeder kennt sie…
Jeder hat sie schon einmal gespürt.
Manchmal kommt sie schleichend, kriecht einem in Mark und Bein.
Manchmal kommt sie plötzlich, wie ein Blitz schlägt sie in einen ein.
Man kann nichts mehr tun. Ist wie gelähmt. Gefangen im eigenen Körper.
Du sagst du kennst keine Angst. Doch du lügst.
Ich sehe es in deinen Augen.
Jeder kennt dieses Gefühl.
Das Herz schlägt schneller.
Schneller bis es fast zu zerbersten droht.
Deine Augen weiten sich wenn du es siehst.
Was siehst du?
Verrat es mir! Du weißt es nicht?
Schau in den Spiegel, dann wirst du erkennen.
Wenn du es bemerkst wird dir schlecht werden.
Du wirst dich nicht mehr bewegen können.
Angst
Spüre sie
Verehre sie
Besiege sie
Angst

Elfchen (12.04.13)
viele,
kleine Boote,
angesichts des Abendrotes,
rudern heimwärts übers Meer.
Heimkehr

viele,
kleine Boote,
angesichts der Morgenröte,
rudern raus aufs Meer.
Träumen von der Heimkehr


Unendlichkeit
Unendlich. Alles ist unendlich und gleichzeitig vergänglich.
Alles bleibt und alles wiederholt sich.
Und doch stirbt da einzelne. Doch das Ganze bleibt.
Das einzelne wird immer wieder ersetzt werden.


Wolken
Siehst du sie dort?
Dort oben in den Sphären schweben
losgelöst von jeder Zeit und jedem Ort?
Langsam, wie sie dem Himmel Muster weben

Sehen kannst du sie
doch verstehst du sie nicht
einsam ganz alleine
und doch zu so vielen

Gleitend, schwebend
hell, dunkel
langsam, schnell
wie das Leben

Darum, lebe wie sie!
Frei, nur vom Wind getrieben,
dort oben am endlosen Himmel
dort sind sie. 
Die Wolken

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